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Politische Ökologie globaler Liefer- und Warenketten

Team: Julian Stenmanns, Stefan Ouma

Laufzeit/Förderung: laufend

Was sind die ökologischen Folgen globaler Warenketten und ihrer logistischen »Hardware« (Schiffe, Container, Infrastrukturen)? Und warum lassen sich globale Warenketten als räumliche Redimensionierung von Mensch-Umwelt-Verhältnissen denken?

Jüngere sozialwissenschaftliche Diagnosen zur Weltökologie des Kapitalismus und Praktiken der Externalisierung problematisieren allesamt den Zugriff des Globalen Nordens auf die sozialen und ökologischen Ressourcen des Globalen Südens sowie die räumliche und organisatorische Auslagerung negativer Effekte auf andere Gesellschaften. Wir nehmen in diesem Projekt diese Diagnose zum Ausgangspunkt und zeigen, dass solche Externalisierungsprozesse nicht nur auf systemlogischen und habituellen Voraussetzungen, sondern auch auf Infrastrukturen der modernen Logistik fußen. Es sind gerade diese »dunklen Seiten« globaler logistischer Operationen, die in der einschlägigen Literatur zur Verkehrsgeographie sowie zu globalen Warenketten, Wertschöpfungsketten und Produktionsnetzwerken oft zu kurz kommen.

Logistiknetzwerke sind mittlerweile zentrale, jedoch weitgehend unhinterfragte und unsichtbare Bestandteile globalisierter Produktions-Konsumptionsbeziehungen. Erst wenn diese Netzwerke oder die ihnen zugrundeliegende Infrastruktur zusammenbrechen, wird »Kritikalität und Bedeutung« sichtbar und mitunter zum Gegenstand gesellschaftlicher Debatten. Am Beispiel der querstehenden Ever Given im Suezkanal verweisen Analysen vor allem auf die ökonomischen Risiken von Mega-Schiffen: Ein einzelnes Schiff blockierte ca. zwölf Prozent des globalen maritimen Güterverkehrs. In Ergänzung hierzu sollten wir uns aber auch mit den sozialen und ökologischen Folgen solcher Logistikinfrastrukturen und dem globalen Güterverkehr beschäftigen.

Dieser Güterverkehr transportiert nicht nur die namensgebenden Güter. Funktional betrachtet ist er auch ein Instrument des geografischen Transfers von Wert, (Arbeits-)Risiken und »environmental bads«. Das macht die Logistik nicht nur zu einem zentralen Transferscharnier in der politischen Ökonomie des Welthandels, sondern auch zum konstitutiven Element der Weltökologie der Externalisierung.

Wir erforschen globale Warenketten dabei auch als räumliche Redimensionierung von Mensch-Umwelt-Verhältnissen. Der Stoffwechsel, welcher der Produktion und Reproduktion von Gesellschaften zugrunde liegt, erreicht über globale Warenketten planetarische Ausmaße. Dies ist an sich kein neuer Prozess, in Intensität und Maßstab aber beispiellos. Aufgrund der sozialen, geographischen und politökologischen Komplexität von Warenketten und der Distanzen zwischen Produktions- und Konsumptionsorten sind die ökologischen Folgen globalisierter Produktion für Konsument:innen jedoch bislang oft unsichtbar oder aber werden schlichtweg ignoriert.

Ausgewählte Publikationen:


Verantwortlich für die Redaktion: Sebastian De La Serna

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