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Wessen Bioökonomie? Visionen sozialökologischer Transformation und deren ethische Verhandlung in Tanzania (BATATA)

Team: Eugen Pissarskoi (Universität Tübingen), Kerstin Schopp (Universität Tübingen), Stefan Ouma, Leiyo Singo

Laufzeit: 2019-2022

Förderung: Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) 

Website: http://batata-bioeconomy.de/

Auf den ersten Blick scheinen die insbesondere im globalen Norden angestrebte Transformation zu einer nachhaltigen Bioökonomie und das Streben nach einer Stärkung der Landwirtschaft in einem Land in Subsahara-Afrika wie Tansania einander gut zu ergänzen. Die in Tansania verfügbaren landwirtschaftlich nutzbaren Flächen könnten für eine nachhaltige Biomasseproduktion genutzt werden, um den zusätzlichen Bedarf an Biomasse zu decken, welcher aus der globalen Transformation hin zur Bioökonomie resultiert. Länder, die reich an Biomasse sind, könnten diese Ressource nutzen, um ihren Agrarsektor zu stärken und ihre Wirtschaft zu diversifizieren, indem sie Biomasse zu höherwertigeren Produkten verarbeiten.

Ein solches „Win-Win-Narrativ“ ist sowohl in Diskursen des Globalen Nordens als auch in denen Subsahara-Afrikas verbreitet. Das hier beantragte Forschungsvorhaben BATATA geht der Frage nach, ob dieses Narrativ eine ethisch rechtfertigbare Strategie für eine sozio-ökologische Transformation für ein an Biomasse reiches Land wie Tansania beinhaltet. Hierzu untersucht das Forschungsvorhaben mit den Methoden einer gekoppelten ethisch-empirischen Analyse folgende Fragen:

  • Wer (genau) unterstützt in Tansania das „Win-Win-Narrativ“?

  • Gibt es weitere Visionen der Bioökonomie, d. h. wünschenswerte Konzepte einer Wirtschaftsweise, in der Biomasse die wesentliche Ressource darstellt, welche von tansanischen Stakeholdern vertreten werden?

  • Wenn es lokale Visionen der Bioökonomie gibt, wer unterstützt diese und inwieweit gelingt es, diese Ideen in öffentliche Diskurse einzubringen?

  • Wenn es mehrere lokale Visionen der Bioökonomie gibt, enthalten sie einander widersprechende ethische Annahmen?

  • Wenn diese Visionen einander in ihren ethischen Hintergrundvorstellungen widersprechen, wie können diese ethischen Vorstellungen jeweils begründet werden.

Ziel des Projektes BATATA ist es, tansanische Visionen einer nachhaltigen Bioökonomie zu identifizieren, die weder im globalen noch im emergierenden nationalen Diskurs über sozial-ökologische Transformationen politische Wirksamkeit erlangen, obwohl sie auf der Basis von weithin anerkannten ethischen Grundannahmen begründbar sind.

„Bioökonomie“ ist bislang kein fest verankertes Konzept in der tansanischen Politik. Allerdings haben sich die Auswirkungen des globalen Diskurses zu Bioökonomie bereits vor Ort manifestiert. Deshalb

wird im Rahmen von BATATA eine Diskursanalyse in Verbindung mit einer philosophischen Argumentationsanalyse der tansanischen Diskurse durchgeführt, die sich auf folgende beiden Aspekte einer Transformation zur Bioökonomie konzentriert:

(i) Einsatz von genetisch modifiziertem Saatgut und

(ii) Vorstellungen von Landnutzung.

Mittels der Diskursanalyse werden Visionen der unterschiedlichen Stakeholder identifiziert und politische Prozesse untersucht, in denen diese Visionen politische Wirksamkeit entfalten. Durch die Argumentationsanalysen werden ethische Begründungen für die Erwünschtheit der einzelnen Visionen rekonstruiert und mögliche Konflikte zwischen diesen im Hinblick auf die vorausgesetzten ethischen Annahmen analysiert. Darüber hinaus wird BATATA auf Grundlage von Theorien der politischen Philosophie diskutieren, wie global konkurrierende Visionen einer nachhaltigen Bioökonomie in Einklang mit den Idealen globaler Gerechtigkeit gebracht werden könnten.

Die Ergebnisse von BATATA sollen Prozesse der globalen sozial-ökologischen Transformation stärken, indem sie bislang politisch subdominante Auffassungen von wünschenswerten Ziele dieser Transformationsprozesse eruieren, ihre ethischen Begründungen explizit machen und damit ermöglichen, dass die Befürworter*innen dieser Auffassungen in nationale und globale Diskurse über die Richtung sozial-ökologischer Transformationen eingebunden werden.

Publikationen:


Verantwortlich für die Redaktion: Sebastian De La Serna

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